Silicea bei Stuhlverhalten

Lea, 2,5 Jahre alt, kommt mit ihrer Mutter in meine Praxis, weil sie seit beinahe einem Jahr an Verstopfung mit panischer Angst vor Stuhlgang leidet.

Lea macht mir einen lustigen, fr?hlichen, aufgeweckten und offenen Eindruck, was mir ihre Mutter voll und ganz best?tigt.? Sie plappert fr?hlich drauf los, be?ugt sichtlich interessiert die Praxis und kommentiert alles ausf?hrlich. F?r ihr Alter hat sie schon einen sehr gro?en Wortschatz.

Lea ist blond, feingliedrig, aber nicht mager und hat einen blassen, fast ?durchsichtigen? Teint.

Begonnen haben ihre Beschwerden im letzten hei?en Sommer. Offensichtlich habe Lea zu wenig getrunken und bekam auf Grund dessen harten Stuhlgang. Beim Pressen sei die Haut am Anus etwas eingerissen. Dies habe Lea solche Schmerzen bereitet, dass sie eine regelrechte Panik vor dem Stuhlgang entwickelt habe.

Die Mutter berichtet, dass Lea jedes Mal, wenn sie das Gef?hl habe, Stuhlgang haben zu m?ssen, zu weinen und zu schreien beginne und auf der Stelle zu tippele. Es sei ein Kampf sie dazu zu bewegen sich auf die Toilette zu setzen. Selbst wenn der Stuhl schon kommt, dr?cke Lea dagegen und versuche ihn zur?ck zu halten. Auf Grund der permanenten Vermeidung auf die Toilette zu gehen, habe Lea nur maximal alle 3-4- Tage Stuhlgang.? Es sei deshalb dann eine gro?e Menge, was zus?tzlich Unbehagen verursache. Auch die Erfahrung, dass es jetzt problemlos und schmerzfrei geht, ?ndere nichts an ihrem Verhalten.

Das Thema Stuhlgang n?hme mittlerweile einen sehr gro?en Raum in der Familie ein, es belaste alle.
Die Mutter habe schon erfolglos mit ?Hausmitteln?, wie Trockenfr?chten, forciertem Trinken und sogar Miniklistieren versucht einen weichen Stuhlgang zu erreichen und somit Lea die Angst zu nehmen.

Ich frage die Mutter nach weiteren auff?lligen Symptomen oder Beschwerden.
Sie berichtet mir, dass Lea eigentlich ein sehr gesundes Kind sei. Obwohl sie seit einem Jahr in die KiTa geht, sei sie kaum krank. Vor einigen Wochen sei sie an einen Magen-Darm-Infekt erkrankt.

Letztes Jahr habe sie einmalig bei hohem Fieber einen Fieberkrampf gehabt.

Ebenso sei Lea empfindlich. Bei Zugluft oder pl?tzlicher Abk?hlung bek?me sie schnell eine fl?chtige Erk?ltung, die jedoch immer sehr glimpflich abliefe, schnell vor?ber ginge und eigentlich nicht als richtige Erkrankung z?hle. Schon von Geburt an h?tte sie jedoch des ?fteren nach dem Essen einen aufgebl?hten Bauch und leide h?ufig unter Bl?hungen. Der Verdacht auf Laktose Unvertr?glichkeit oder eine andere Nahrungsmittelunvertr?glichkeit habe jedoch nie bestanden. Lea schlafe an den Tagen, an denen sie Stuhlgang gehabt habe, h?ufig sehr unruhig. Dann w?rde sie beim Einschlafen regelrecht zucken. Sonst habe sie einen tiefen guten Schlaf.? Besonders beim Einschlafen schwitze sie am Hinterkopf. Lea brauche nach dem Aufwachen immer etwas Zeit, bis sie richtig munter werde und br?uchte insgesamt viel Schlaf. Insgesamt friere Lea eher, bei Bewegung schwitze sie jedoch schnell. Au?erdem habe sie ausgepr?gte Schwei?f??e. Die Socken w?ren am Abend regelm??ig hart und schon nach wenigen Tagen s?he man in neuen Schuhen die Abdr?cke der Zehen.

?ber Leas Gem?t berichtet die Mutter, dass Lea ein zur?ckhaltendes, sanftes Kind sei. Sie habe? aber auch einen eigenen festen Willen, sei manchmal impulsiv und kann sehr zornig werden. Nachtragend sei sie aber nicht. Lea habe aber auch gro?es Mitleid und Mitgef?hl mit anderen. Zudem habe sie ?ber eine ausgepr?gte Phantasie. So? haben z.B. alle Ihre Puppen, mit denen sie sich sehr lange selbst besch?ftigen kann, eine eigene feste Rolle und eigene Stimmen. Auffallend sei auch, dass Lea sehr ordnungsliebend sei. Sie br?uchte auch einen festen Rhythmus und feste Gewohnheiten, um sich wohl zu f?hlen.
Sie sei gerne drau?en in der Natur. Da sie sehr Ger?uschempfindlich sei, liebe sie die Ruhe und Stille.

Lea sei auch extrem Geruchsempfindlich. Sie beginne bei schlechten Ger?chen, besonders auch bei dem Geruch ihres eigenen Stuhlgangs, zu w?rgen. ?ngste habe Lea keine, sei aber nicht gerne alleine. Lea sei ein empfindsames, ?sp?riges? Kind, dass gerne kuschelt, getragen werden m?chte.

Ich befrage die Mutter noch nach Leas Ess- und Trinkgewohnheiten, sowie den sogenannten Modalit?ten. Lea ??e eigentlich alles, bevorzuge aber herzhafte Dinge. Fleischsalat und Butter liebe sie. S??igkeiten ??e sie auch gerne, jedoch in Ma?en. Jedoch tr?nke Lea sehr wenig, wenn ?berhaupt immer nur ein Paar Schlucke und nachts. Es scheint, als habe sie ?berhaupt keinen Durst.

Da Lea noch so klein ist und sich nicht selbst ?u?ern kann,? sind die Modalit?ten schwer zu konkretisieren. Sicher sei jedoch, dass es ihr am Abend allgemein schlechter gehe. Dann ?gehen die Lichter aus?. Bewegung liebe sie und t?te? ihr auch gut. Au?erdem mag sie Umarmungen und Trost, der zur gegebenen Zeit zur Besserung des Befindens beitrage.

Lea ist nach den Empfehlungen der STIKO geimpft. Sie habe alle Impfungen gut vertragen. Lediglich auf die MMR (Mumps-Masern-R?teln) Impfung habe sie mit leichtem Fieber reagiert.

In der Familien Anamnese finde ich Darmkrebs, Parkinson, Alkoholmissbrauch und Suizid.

Lea wurde mittels Kaiserschnitt geboren, das sie in Stei?lage lag und zudem die Nabelschnur um den Hals gewickelt habe.

Bei der anschlie?enden k?rperlichen Untersuchung von Lea fallen mir ihre leicht br?chigen, weichen Finger- und Zehenn?gel auf, die zudem noch kleine wei?e Flecken aufweisen. Leas F??e sind eher k?hl, aber leicht klamm.? Am Hals und im Nacken finde ich kleine, weiche und verschiebliche? Lymphknoten. Ansonsten finde ich keine Auff?lligkeiten.

Sowohl das Kind als Wesen und im Aussehen, als auch die anschlie?ende Repertorisation der ermittelten Symptome, weisen klar auf Silicea hin. Dennoch m?chte ich vorher eine Doppelgabe Opium C30 verabreichen. Opium kann helfen ein Trauma, bzw. die Erinnerung daran, loszulassen. Danach lasse ich Lea eine Gabe Silicea C30 geben. Da Silicea ein sehr langsam wirkendes Mittel ist, m?chte ich 2 Wochen abwarten, bevor ich? die Wirkung beurteile.

Nach 3 Wochen bekomme ich von Leas Mutter die R?ckmeldung, dass Lea insgesamt ruhiger geworden sei. Der Stuhlgang w?rde nicht mehr mit ganz so viel ?Drama? von Statten gehen und sie schliefe danach auch ruhiger. Allerdings w?rde sich nach wie vor den Stuhlgang zur?ckhalten, er sei trocken und schwer. Die Opium-Gabe habe ihrer Meinung nach nichts gebracht.

Silicea ist das richtige Mittel! Lea ist ruhiger geworden und schl?ft besser. In den Gem?tssymptomen zeigt sich immer als erstes, ob ein Mittel gut oder schlecht ist. Die k?rperlichen Symptome bessern sich oft erst sehr viel sp?ter.

Ich beschlie?e Silicea nun in einer anderen Potenz zu verabreichen und verordne Silicea LM VI, t?glich 3 Tropfen in ein Wasserglas und davon einen Schluck.

Nach zwei Wochen bekomme ich von Leas Mutter die R?ckmeldung, dass Leas Schlaf nun ganz ruhig sei. Sie habe keine Zuckungen mehr. Auch die Bl?hungen sind schw?cher geworden. Lea habe nun auch Durst und tr?nke ordentlich. Die Frequenz des Stuhlganges sei nicht gr??er geworden, das ?Drama? ist immer noch vorhanden, aber kleiner. Zudem sei der Stuhlgang immer noch eher hart.

Nach weiteren zwei Wochen ruft mich Leas Mutter an und berichtet ?bergl?cklich, dass seit 2 Wochen alle ?ngste weg seien. Lea ginge normal auf die Toilette. Sie g?be Bescheid, wenn sie muss und geht einfach. Der Stuhlgang ist normal und alle 1-2 Tage. Der ?Bl?hbauch? sei jetzt auch beinahe nicht mehr zu beobachten. Lea schlafe weiterhin gut, jetzt auch vollkommen ruhig und sei ausgeglichen.

Lea soll weiterhin Silicea LM VI in gehabter Darreichung nehmen. Ich w?nsche mir eine R?ckmeldung nach einem halben Jahr, sobald die ?alten? Beschwerden wieder auftauchen, unbekannte Symptome auftreten oder Lea akut erkrankt.

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